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DAVID Award 2012: mehr Adrenalin geht nicht – Kommentar von Wolf Rübner

Von Wolf Rübner 27.6.2012 ~5 Minuten Lesezeit

Die Luft in der zur Event Location umgestalteten Turnhalle war Adrenalin-geschwängert, Dutzende von jungen Leuten wuselten mit Feuereifer und leuchtenden Augen – es ging um DAVID, den Nachwuchspreis des Famab.

Der Campus der privaten Hochschule BiTS Business and Information Technology School in Iserlohn war Schauplatz des DAVID Award 2012. Zehn Studenten-Teams von privaten bzw. staatlichen Hochschulen sowie privaten Akademien kämpften in einem knallharten Ausleseprozess um Gold, Silber und Bronze. Prämiert wurde das beste Event-Konzept.

Auf der ganzen Linie nur Gewinner

Unterstützt wurden die Studenten bei den realitätsnahen und anspruchsvollen Aufgaben von FME-Agenturen und natürlich von ihren jeweiligen Hochschullehrern/Dozenten. Der organisatorische Aufwand für die beteiligten Hochschulen und die Logistik für die Preisverleihung waren beachtlich und so muss man dem Veranstalter FAMAB, den beiden externen Projektleitern Christoph Küppers und Aljoscha Höhn (gleichzeitig auch die Initiatoren des Wettbewerbs) sowie den vielen Freiwilligen der BiTS ein großes Kompliment machen. Der Dank gilt auch den zahlreichen Sponsoren, die sich in den Dienst der guten Sache stellten. Die gute Sache besteht in den ungeheuer wertvollen Erfahrungen und Lerneffekten aller studentischen Teilnehmer, auch derjenigen, die es nicht auf das Treppchen geschafft haben.

Es war die Bestätigung der alten chinesischen Weisheit vom Weg, der das Ziel ist. Die Studenten lernen unter fachlicher Anleitung zielorientierte Konzepte zu entwickeln und sie in eine präsentationsfähige Form zu bringen. Sie lernen, die Kompetenzen, die in einem Team stecken, effektiv einzusetzen. Sie spüren die Kräfte und Energien eines funktionierenden Teams und erfahren, wie wichtig das für den Erfolg im Beruf ist. Sie lernen spielerisch verschiedene Drucksituationen kennen und meistern. Und man hat ihnen eine vielbeachtete Bühne bereitet, auf der sie sich als High Potentials der Branche zeigen können. Und wie im richtigen Leben kann man scheitern, aus der Spur geraten, schlecht beraten sein.

Auf schmalem Grat

Mit zunehmender Dauer der Präsentationen fühlte man sich an eine Casting Show erinnert, da fast alle Teams überbordend viel Energie in ihren Bühnenauftritt steckten. Wie aufgeputscht und geradezu übermotiviert wirkte so manche Präsentation. Der Autor kennt aus eigener langjähriger Agentur-Erfahrung den schmalen Grat zwischen seriöser Darstellung und emotionalem Tamtam im Pitch mit 10 anderen Agenturen. In Iserlohn wähnte man sich zeitweise in einem Wettbewerb um die ausgefallenste Präsentation. Selbstgebasteltes, Handgemaltes und professionell produzierte Video-Clips kamen zum Einsatz. Sogar TV-Formate wurden blauäugig zweckentfremdet, um die Jury möglichst tief zu beeindrucken. Emotionalität geriet zum Selbstzweck.

Natürlich gilt die Agentur-Weisheit, dass die Präsentation selbst ein Erlebnis sein sollte, doch der Grat ist recht schmal. Rechts lauert der Abgrund namens Unglaubwürdigkeit und links die Ablenkung vom Wesentlichen. Dabei wurde die Präsentation lt. Ausschreibung nur mit 25% gewertet.

Auf ein Wort – der Wettbewerbsmodus

Der Wettbewerb mit einer K.O.-Runde zu Beginn, mit Online-Publikumswertung und Professoren-Voting sorgt zwar für ein gewisses Spektakel, kann und wurde leider zu einer Gratwanderung: die Fachhochschule München unterlag im sogenannten Battle mit 0:27 Punkten (3 Runden à 9 Punkte), was aber ein völlig schiefes Bild von den gezeigten Leistungen produzierte. Die Münchener hätten einige andere Teams glatt geschlagen, hatten aber das Pech, auf einen exzellenten Gegner zu treffen. Die Punktewertung glich einer Demütigung, was die engagierten jungen Menschen unnötig verletzt hat.

Schwierig wird es auch, wenn die Aufgaben nicht gleichwertig sind. Die ersten beiden Runden wurden mit der Konzeption für ein Mitarbeiter-Event bestritten. Bei der dritten und entscheidenden Runde sollte es um ein Corporate Event gehen. In Wahrheit handelte es sich beim Store Launch von adidas aber um ein Public Event. Da ist die Vernetzung eine Pflicht (20% Wertungspunkte), beim Corporate Event hängt es vom konkreten Fall ab. Eine Verzerrung der Wettbewerbsbedingungen stellen auch die sehr unterschiedlichen Produkte bzw. Marken dar: Der Glamour und die Alltagsnähe von adidas konkurrierte mit Baumaschinen und einem hierzulande unbekannten Energy-Drink. Das ist schwer vergleichbar und übt auf die Studenten eine sehr unterschiedliche Anziehungskraft aus.

Und sonst?

Das Team der BiTS gewann ihr Heimspiel hoch verdient. Dennoch muss man feststellen (und das deckt sich mit der Dozenten-Erfahrung des Autors), dass Studenten sich mit Corporate Events wesentlich schwerer tun als mit Mitarbeiter-Events. Da fehlt es naturgemäß am Feeling für Vertriebsfragen, am Marken-Verständnis und an Marketing-Wissen. Die meisten Konzepte waren – trotz Budget-Vorgabe – finanziell nicht zu realisieren und manche wären auch an der Physik gescheitert.

Die hochkarätige Jury hat eine Mammut-Aufgabe bravourös gemeistert, die Moderation von Aljoscha Höhn war Extraklasse, auch weil er ein Altersgenosse der Studenten ist und selbst Eventmanagement studiert hat. Und – wir können uns auf einen engagierten und qualifizierten Nachwuchs freuen.

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